Aus mehreren Gründen empinde ich beim Barfußlaufen ein großes Gefühl von Freiheit. Auch wenn man es nur versteht, wenn man es selbst ausprobiert, versuche ich, es zu erklären.
Kein "Welche Schuhe soll ich anziehen?" mehr.
Schuhe gibt es für die unterschiedlichsten Anlässe und Bedingungen. Vor allem orientiert man sich am Wetter. Kann man offene Sandalen tragen? Oder regnet es? Wenn ja, sind die Schuhe wetterfest? Können sie dreckig werden oder sind sie eher empfindlich (z.B. Veloursleder)? Sind sie für den jeweiligen Zweck geeignet, z.B. für einen längeren Spaziergang?
Wer barfuß läuft, muss sich darüber keine Gedanken machen. Wenn man etwas Übung hat, sind die Füße für fast alle Situationen und Bedingungen geeignet. Ich empfinde es als unheimlich befreiend und praktisch, einfach rauszugehen. Meine Füße kommen mit allem zurecht: warmes Wetter und Sonnenschein, trockene Wege. Feuchtes Wetter und Kälte, nasse Wege, feuchtes Laub, nasses Gras. Und auch in gewissem Maße mit Schnee (Aber dazu braucht es wirklich Übung, seid da bitte als Anfänger vorsichtig!)
"Was denken die Leute?"
Anfangs braucht man Mut, um in der Öffentlichkeit barfuß zu laufen. Man fragt sich ständig, ob die Leute die nackten Füße bemerken, ob sie was sagen, was sie denken etc.
Und das ist das größte Freiheitsgefühl überhaupt: die Überzeugung, dass das Barfußlaufen das Richtige ist. Dass eher die Anderen etwas falsch machen. Und die Erkenntnis, dass den Leuten entweder nicht auffällt, dass man barfuß läuft oder dass sie positiv reagieren, einen manchmal auch insgeheim beneiden. Man gewinnt wirklich ein neues Selbstbewusstsein und tritt (eher unbewusst) auch selbstbewusster mit nackten Füßen auf. Und diese Freiheit ist eng verknüpft mit dem nächsten Aspekt:
Die Freiheit für die Füße
Meine Füße sind frei und gesund. Ich darf mit den 70.000 Nervenenden in den Fußsohlen so viel spüren. Es ist wirklich unbeschreiblich, wie viel man in Schuhen verpasst. Ich behaupte sogar, dass man nicht richtig die Natur erlebt, wenn man Schuhe trägt. So viele Eindrücke verpasst man dann. Aber mit nackten Füßen ist es besonders in der Natur (aber auch in der Stadt) ein total intensives Gefühl, "verbunden" und gleichzeitig frei zu sein.
Barfußläufer werden mir wahrscheinlich zustimmen und Schuhträger werden es nur verstehen, wenn sie es selbst ausprobieren. Aber dieses intensive Freiheitsgefühl hat sich bei mir erst eingestellt, als ich keine Rücksicht mehr auf die Reaktionen der Anderen nehmen musste, als ich überzeugt war, dass es nur einen Grund gab, Schuhe zu tragen: weil Andere es von einem erwarten. Aber das ist kein Grund mehr für mich. Ich bin frei und kann entscheiden, diesen Erwartungen zu widersprechen...